Die Gemeinde

Gemeindehaus Groß-Scham, Aufnahme aus 2009

Groß-Scham (rumänisch Jamu Mare) ist eine Ortschaft im Banat, Kreis Temesch (Timis). Siebzig Kilometer von Temeswar entfernt liegt das Dorf an der Landesstraße zwischen Morawitz und Orawitz.
Die ersten Siedler kamen 1786 und wohnten in Freudenthal, 3 km östlich von Groß-Scham. Insbesondere das fehlende Trinkwasser hat im Jahre 1809 zum Umzug nach Groß-Scham geführt. In Groß-Scham gab es im Jahr 1809 etwa 260 Häuser mit 1200 Einwohner, 1810 waren es 1433 . Im Jahr 1900 stieg die Einwohnerzahl auf 3061 und 1940 lebten 2704 Personen in Groß-Scham. Bedingt durch Abwanderung lebten 1987 nur noch 192 Deutsche in unserem Ort und mittlerweile nur noch eine Handvoll.

Nicht nur die Deutschen sind abgewandert. Migration gab und gibt es auch heute im Dorf. So veräußern die neuen Hausbesitzer ihr Eigentum und ziehen in andere Ortschaften oder Länder. Im Jahr 2017 – laut offiziellen Angaben – wohnen 3.133 Personen in der Gemeinde Jamu-Mare. Die Gemeinde setzt sich aus 5 Dörfer zusammen: Jamu Mare, Clopodia, Ferendia, Gherman und Latunas.

Das Leben ist ein vielbesagtes Wandern,
ein wüstes Jagen ist’s von dem zum andern …
N. Lenau

Geschichte der Ortschaften – ein kurzer Abriss

Hans Mayer (2013): Groß-Scham – Freudenthal – Das Dorf an der Grenze (PDF, 6 MB)

Freudenthal

Die Siedlungsgeschichte Freudenthals begann im Jahr 1782 mit dem Ansiedlungspatent im Namen des Kaisers Josef II. 1786 ließen sich die ersten Ansiedler im Ort nieder, wo sie nebst Häuser eine Kirche aus Brettern errichteten. 1787 wurde diese mit zwei Glocken ausgestattet, die aus der amtlich geschlossenen Kreuz-Berg-Kapelle in Werschetz stammten. Die älteste Einwohnerliste stammt auch aus dem Jahr 1787 und zählt 152 Hausnummern.
Bedingt durch Wassermangel, Nachwirkungen des letzten Türkenkrieges und Seuchen mussten die Kolonisten ihr Dorf verlassen. Sie zogen 1809 nach Groß-Scham um.

Karte von Freudenthal (Josephinische Landesaufnahme (1806-1869), http://marpire.eu/de/ )

Karte der Groß-Schamer Gegend vor der Umsiedlung der  Kolonisten von Freudenthal nach Groß-Scham (Josephinische Landesaufnahme (1763-1787), http://mapire.eu/de/)

Groß-Scham

Die Nennung des Ortes taucht in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf – ein Dorf des Krassoer Komitats. Der Name Groß-Scham ist auf Soma (Schuma, serbisch … Wald) zurückzuführen. Doch das mittelalterliche Soma/Sama lag wahrscheinlich nicht an derselben Stelle wie das heutige Groß-Scham, weil die slavische Ansiedlung weiter nodwestlich zwischen den Semicza-Bächen, am Fuße des Semicza-Hügels, lag und erst nach und nach talabwärts wanderte.
Ab 1390, mit den Türkenkriegen, wurde die Region immer wieder verwüstet und tauchte lange Zeit nicht mehr in der Geschichtsschreibung auf. Geschichtliche Erwähnungen gab es 1597 als die Gegend für kurze Zeit zu Siebenbürgen gehörte – in der Zeit des Fürsten Sigmund Bathory. Zwischen 1690 und 1700, als österreichisches Heer und Verwaltung sich in dem Gebiet ausbreiteten, wird das Dorf Sama mit Ferendia und Laczunas als Bestandteil des Werschetzer Distriktes erwähnt. 1716 wurde die gesamte Gegend, durch den Sieg von Prinz Eugen über die Türken, zur österreichische Provinz mit dem Namen Temescher Banat. 1717 hatte das Dorf Scham 67 Häuser. Überlieferungen zufolge war anstelle der serbischen Bevölkerung rumänische getreten. Im Jahr 1808 wurde von der österreichischen Obrigkeit das Ansuchen der Freudenthaler, die einen besseren Siedlungsplatz suchten, stattgegeben. So übersiedelten die Freudenthaler 1809 nach Groß-Scham und die Gemarkung Freudenthal wurde größtenteils von Groß-Scham einverleibt. Zu jener Zeit gab es in Groß-Scham 264 Häuser und einen Kirchplatz in der Mitte des Ortes. 1812 wurde die Kirche eingeweiht; in den 1820er-Jahren erhielt die Kirche eine Kanzel und eine Orgel. Diese Kirche wurde 1834/35 erneuert. In den Folgejahren wurde auch ein neuer Hauptaltar gefertigt und später eine neue Orgel.

Um 1905 sind viele Groß-Schamer in die USA: Teils um Geld zu verdienen, um sich in der Heimat mehr leisten zu können, teils weil sie ein besseres Leben suchten. Auch durch die Wirren des ersten Weltkrieges und die Umgestaltung der Grenzen  blieben viele in den USA. In den Zwanzigerjahren nach dem ersten Weltkrieg gab es wieder andere Dorfbewohner, die ihr Glück  in Südamerika suchten.
Manche der Auswanderer kamen zurück, erwarben etwas Land und verloren dann ihren Besitz – wie viele andere – als Folge des zweiten Weltkrieges. 

Ungeachtet dessen, erreichte das Dorf in den 1930er- und 40er-Jahren seinen wirtschaftlichen und kulturellen Höhepunkt: Es gab eine Volksschule, einen Kindergarten, medizinische Versorgung, Kreditanstalten, ein Post- und Telegrafenamt, ein Bahnhof, kirchliche, musische und andere Vereine. Auch für jene Zeit moderne Technik hielt Einzug in Groß-Scham – 1927 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet.

Der zweite Weltkrieg und die Zeit danach bescherte den Groß-Schamer ein ähnliches Schicksal wie allen anderen in den Banater Dörfer: Flucht, Vertreibung, Verschleppung.  Manche kehrten wieder in ihr Heimatdorf zurück, andere suchte eine neue Heimat in Österreich, Deutschland, Frankreich, England … bis dann die große Auswanderungswelle ab den 1960er-Jahren begann und mit der Revolution in Rumänien (1989) in etwa endete.

Bilder aus der Gemeinde Groß-Scham nach 1989
„Street view“ – durch die Hauptstraße von Groß-Scham

Zugehörigkeit des Ortes
1717-1775: Kaiserliches Banat, Werschetzer Distrikt
1775-1826: Banater Bergdistrikt
1826-1849: Königreich Ungarn, Temescher Komitat, Werschetzer Bezirk
1849-1861: Wojwodschaft Serbien und Temescher Banat, Werschetzer Bezirk
1861-1871: Königreich Ungarn, Temescher Komitat, Kudritzer Bezirk
1871-1919: Königreich Ungarn, Temescher Komitat, Werschetzer Bezirk
1919-1923: Königreich Jugoslawien, Werschetzer Bezirk
1923-1947: Königreich Rumänien, Komitat Temesch-Torontal, Bezirk Detta
ab 1947: Rumänien, Kreis Temesch

Quellen für diese Seite:
Anton P. Petri, Hans Schmidt (1987): Heimatbuch der deutschen Gemeinde Groß-Scham im Banat. HOG Groß-Scham (Hrg.), Donauschwäbische Beiträge Nr. 81, Ebenau
Felix Milleker (1909): Geschichte der Gemeinde Nagy-Zsäm 1370-1909. Aus Anlaß der hundertsten Jahreswende der Übersiedlung der Freudenthaler nach Nagy-Zsäm, Temesvar